7 Wochen ohne …

Zuversicht! 7 Wochen ohne Pessimismus

Die Fastenaktion 2020 der evangelischen Kirche. Kein Wasser mit trocken Brot, sondern eine phantasievolle, motivierende und ermutigende Sache, für Pessimisten, Optimisten und die, die sich nie entscheiden können. 7 Wochenthemen, 7 Bibelzitate, 7 mal X Situationen, die wir alle nur zu gut kennen. Mehr unter https://7wochenohne.evangelisch.de/ und im Gottesdienst am 19. Februar in Neunkirchen und Mühlbach. Zum Nachlesen und Nachdenken hier:

Ist das Glas für dich halbleer oder halbvoll? Kannst du im grauen Himmel schon die Sonne erkennen oder siehst du das Licht am Ende des Tunnels nicht?
Pessimist oder Optimist? Damit wollen wir uns heute befassen.

Mareike und Katrin sind beste Freundinnen seit der Grundschule, die immer alles nur im Doppelpack machen. Nach der Schule ziehen sie in eine WG und machen denselben Studienabschluss im Hotel- und Tourismusmanagement. Katrin musste schon fürs Abi nicht viel lernen, auch das Studium ist ihr leicht gefallen. Für Mareike war es immer schon alles schwerer.
Jetzt sind sie auf Jobsuche. Katrin hat sich als Wunsch-Arbeitgeber das beste Hotel in der Stadt in den Kopf gesetzt, obwohl sie von anderen gehört hat, dass die gerade niemanden suchen. Trotzdem macht sie sich auf den Weg, bittet um ein spontanes Vorstellungsgespräch und tatsächlich klappt es. Nach nur einer halben Stunde hat Katrin alle von sich überzeugt, ganz ohne Zeugnis und Bewerbungsmappe, und kann am nächsten Tag ihren Arbeitsvertrag unterzeichnen.
Sie kann ihr Glück selbst kaum fassen, als sie es Mareike strahlend am Abend erzählt.
Diese hat den ganzen Tag akribisch und gewissenhaft einen perfekten Lebenslauf von sich erstellt, alle Zeugnisse beglaubigen lassen und sich auf dem Arbeitsamt nach freien Stellen erkundigt. Dorthin hat sie dann direkt ihre Unterlagen geschickt.
Während Katrin 2 Wochen später ihren Dienst antritt in ihrer Traumstelle, wartet Mareike noch auf Antworten. Von 40 Bewerbungen kamen 20 zurück mit einer Absage.
In 3 Hotels war sie schon zum Vorstellungsgespräch. Beim ersten Mal war ihr Auto nicht angesprungen, im 2. hatte sie bei der Begrüßung dem Chef aus Nervosität den heißen Kaffee übergekippt und beim 3. Gespräch hatte Mareike Migräne und konnte sich auf nichts konzentrieren. Von allen 3 bekam sie am nächsten Tag eine Absage. Auch ihr Auto war nicht mehr zu retten, eine Reparatur viel zu teuer, sie braucht ein neues, aber ohne Job kein Geld also auch kein neues Auto.

Während Katrin in den nächsten Wochen von den lieben Arbeitskollegen und den tollen Vergünstigungen erzählt, die sie hat, und dass sie wahrscheinlich schon in einem halben Jahr mehr Verantwortung bekommt, weil sie sich so gut integriert, wird Mareike immer frustrierter und genervter, alle Bewerbungsgespräche scheitern oder sie erhält direkt eine Absage.
Als in Katrins Hotel eine Tagung der Ev. Kirche stattfindet, fällt ihr ein Flyer in die Hände und sie muss dabei sofort an ihre Freundin denken.
Die Fastenzeit beginnt ja bald, das weiß Katrin, aber sie ist nicht besonders religiös. Eher um Gewicht zu reduzieren hat sie mal 7 Wochen auf Süßigkeiten verzichtet. Dass es aber jedes Jahr ein anderes Motto gibt zur Fastenzeit, das hat Katrin nicht gewusst. Als sie den Text gelesen hat, war ihr dann eben gleich Mareike in den Sinn gekommen.
Das Motto 2020 ist: „Zuversicht- 7 Wochen ohne Pessimismus!“. Das passt wie Faust aufs Auge. Denn genau das beschreibt ihre Freundin: pessimistisch. Mareike sieht in allem nur noch das Schlechte. Vor jedem Gang zum Briefkasten jammert sie: Da sind eh wieder nur Absagen drin, mich nimmt ja keiner, das ist einfach nicht mein Jahr, es geht echt alles schief, ich hab so eine Pechsträhne.
Seit Tagen hat sie nicht mehr gelächelt oder auch nur ein positives Wort gesagt. Katrin kann das ja auch zum Teil nachvollziehen, momentan zieht ihre Freundin das Unglück wirklich geradezu an, aber sich in Selbstmitleid suhlen bringt ja auch nichts, denkt sie zumindest. 7 Wochen ohne Pessimismus wären da genau das richtige.
Katrin sieht, dass jede Woche auch ein eigenes Thema hat:

Woche 1: Sorge dich nicht! (Lukas 12,22-28) Das ist eine große Herausforderung. Mareike macht sich ja zu recht Sorgen. Ihr Auto ist kaputt, sie hat keinen Job, sie weiß nicht, wie ihr Leben weitergehen wird. Sich in so einer Situation nicht zu sorgen, keine Angst zu haben, das ist schon viel verlangt. Katrin liest dazu: „Das tägliche Brot, das Dach über dem Kopf oder ab und zu mal Schokolade: All dies ist wichtig, aber es soll uns nicht immer umtreiben. Gott trägt uns und erhält uns. Das dürfen wir glauben.“
Das bedeutet also, ich soll nicht immer alles so schwer nehmen und mehr Vertrauen haben. Meine Sorgen wahrnehmen und ernstnehmen, aber mich davon nicht bestimmen und quälen zu lassen. Sie vielleicht auch mit anderen teilen, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. „Sorge dich nicht!“

In der 2. Woche lautet das Motto: „Fürchte dich nicht!“ (Exodus 14,9-13) Katrin weiß, dass Mareike sich fürchtet vor jedem neuen Bewerbungsgespräch. Sie hat jetzt schon bestimmt 20 Stück hinter sich und steigert sich da immer mehr rein, kann vorher kaum noch schlafen. Da ist keine Spur von Lockerheit, Fröhlichkeit, keine positive Ausstrahlung. Dass die Personalchefs das merken, ist klar. Im Flyer steht: „Wer aufbricht zu neuen Ufern, verlässt mitunter die Gewissheit seines vertrauten Elends. Auch das macht Angst. Um nicht auf halbem Wege umzukehren, braucht es Mut und Menschen an meiner Seite, die Zuversicht verbreiten.“
Katrin fühlt sich angesprochen. Sie hat sich in letzter Zeit immer mehr von Mareike zurück gezogen, weil sie sie nicht nerven will mit guter Laune und lustigen Geschichten von der Arbeit. Sie will nicht angeben, aber ehrlich gesagt, will sie sich auch nicht ständig von Mareike runter ziehen und ein schlechtes Gewissen machen lassen. Aber da war sie keine gute Freundin, sie will wieder der Mensch werden, der Zuversicht verbreitet, damit Mareike sich nicht fürchten muss.

Woche 3: Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? (Genesis 18,9-14) Katrin versucht sich an biblische Geschichten zu erinnern. Gott hat Abraham und Sara ein Kind geschenkt, obwohl beide schon richtig alt waren, Jesus hat Blinde sehend gemacht, Lahme konnten wieder gehen, Aussätzige wurden gesund. Das sind ja alles sehr unwahrscheinliche Dinge, die aber Gott getan hat.
Also ist ihm wohl nichts unmöglich. Doch wäre es für ihn dann nicht ein Leichtes, Mareike einen Job zu verschaffen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen, das Klimaproblem zu lösen? Es gibt immer wieder Momente, in denen Katrin zweifelt an diesem allmächtigen Gott, dem zwar nichts unmöglich ist, der doch aber auch alles mögliche zulässt. Sie liest:
„Statt uns mit Bedenken zu tragen, dürfen wir mit dem Unmöglichen rechnen – und dem Lebendigen vertrauen.“
So unmöglich ist das ja gar nicht, dass Mareike endlich eine Arbeit findet, sie hat ein richtig gutes Zeugnis, es fehlt ihr nur an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Das kann ja nicht unmöglich sein, ihr da zu helfen!

Das Motto in Woche 4: „Ich hoffte auf das Licht, und es kam Finsternis“ (Hiob 30,24-31) Ja, genau so ist das gerade bei Mareike. Sie hat sich so gefreut, endlich mit dem Studium fertig zu sein und in ihrem Traumberuf arbeiten zu können, endlich Licht am Ende des Tunnels gesehen, nach einer stressigen und anstrengenden Ausbildung und dann ist sie von einem dunklen Tal ins nächste gefallen. Dieser Vers trifft die Situation ziemlich genau. Was Mareike fehlt ist eine Perspektive, etwas, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen. Im Flyer steht:
„Manchmal strandet die Zuversicht, strauchelt die Hoffnung und die Finsternis droht zu obsiegen. Das darf, ja, das muss man beweinen und beklagen. Und im Schrei schwingt die leise Hoffnung mit, dass mich doch jemand hört.“
Katrin hat zwar gehört, aber sie hat nicht genau hingehört, nicht richtig zugehört. Sie hat Mareike im Finstern gelassen.

Woche 5: Meine Zuversicht ist bei Gott (Psalm 62,2-8) Beide Freundinnen sind nicht sehr religiös, sie vertrauen lieber auf sich selbst als auf eine höhere Macht. Aber auch Katrin kennt so Momente, wo man sich einen Schutzengel wünscht, eine helfende Hand, eine Stimme aus dem Himmel. Sie liest:
„Licht sehen, vertrauen dürfen, gehalten sein, wo man nicht fallen kann – zumindest nicht tiefer als in Gottes Hand. Dieses Geschenk ist immer wieder unfassbar und gar nicht so leicht anzunehmen. Wenn wir innehalten und still werden, können wir die Angst loslassen.“
Mal stehen bleiben und sich besinnen, einfach mal alle Gedanken, alle Sorgen ziehen lassen, entspannen und vertrauen- klingt gut, aber das ist echt nicht einfach.

Das Motto in Woche 6 hört sich da logischer an: Klopfet an, so wird euch aufgetan! (Matthäus 7,7-11) Es geht darum, den ersten Schritt zu machen, mutig zu sein, etwas zu wagen. Auch Katrin ist es nicht leicht gefallen, kühn an der fremden Tür des Hotels zu klopfen, aber ihre Entschlossenheit wurde belohnt, ihr wurde aufgetan und dadurch noch so viele andere Türen mehr geöffnet. Im Flyer steht:
„Wer nicht gelähmt ist vor Angst, kann selber handeln – und andere um Hilfe bitten. Ob wir tatsächlich etwas ausrichten können? Da dürfen wir zuversichtlich sein!“ Mareike hat noch nie um Hilfe gebeten, Katrin nicht mal über ihre Bewerbungsunterlagen schauen lassen. Klar, andere um etwas zu bitten, einzugestehen, dass man alleine nicht weiterkommt, das ist schwierig, das kostet Überwindung. Aber wenn ich es nicht tue, bleibt die Tür vielleicht zu.

Woche 7: Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin (Römer 8,24-28) Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und wer sagt denn, dass es nicht bisher alles Sinn hatte, was passiert ist? Vielleicht ist Mareikes Wunsch-Stelle noch gar nicht frei, sie braucht einfach nur ein bisschen Geduld, damit auch sie ihren Traumjob findet. Katrin ist ein positiver Mensch, man darf niemals aufgeben und sich nicht aufgeben. So steht es auch im Flyer:
„Nein, es ist längst nicht ausgemacht, dass alles gut wird. Aber Gott ist immer an unserer Seite, wenn es eng wird. Und lehrt uns zu hoffen und zu beten, dass es weitergeht. Diese Hoffnung ist uns mit Ostern versprochen, die gilt.“

Irgendwie fühlt Katrin sich jetzt innerlich gelöst- sie weiß, sie muss sich um Mareike kümmern, ihr wieder Mut und Hoffnung machen, ihr auch von Gott und seiner Hoffnung für uns erzählen. Gemeinsam können sie diese Krise durchstehen und Mareike den Glauben an sich selbst zurück geben.
Am Abend erzählt Katrin ihrer Freundin von der Fastenaktion und die beiden beschließen, sich den Kalender zu kaufen und die App fürs Smartphone runterzuladen. Es geht Mareike von Tag zu Tag besser, auch wenn jede neue Absage wieder ein kleiner Rückschlag ist.
Kurz nach Ostern erfährt Katrin dann, dass eine Kollegin in eine andere Niederlassung des Hotels wechseln wird und noch am selben Tag gibt Mareike ihre Bewerbung ab. 2 Monate später haben die beiden ihren ersten gemeinsamen Arbeitstag. Mareike ist wieder ein fröhlicher und ausgeglichener Mensch, mit Zuversicht und ohne Pessimismus.

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