Predigt zur Jahreslosung 2019

Suche Frieden und jage ihm nach!
Psalm 34,15

Kurzfassung und Links siehe auch  https://www.pfarrei-am-potzberg.de/aktuell/jahreslosung-2019/

Liebe Gemeinde,

habt ihr schon mal eine Katze beim Mäusefangen beobachtet? Sie hat dafür ein ausgeklügeltes System entwickelt. Wenn sie ihre Beute ausgemacht hat, legt sie sich auf die Lauer. Lautlos, ohne Regung, unter höchster Anspannung und Konzentration. Minutenlang kann sie sich nahezu unsichtbar machen. Sie wartet auf den perfekten Moment: Wenn die Maus mit Fressen oder Rascheln beschäftigt ist und somit nur für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt. Dann springt die Katze aus ihrem Versteck mit einem einzigen Satz und greift sich ihre Beute. Die Maus hat fast keine Chance, diesem Angriff zu entkommen. Doch damit beginnt der Spaß für die Katze eigentlich erst so richtig. Denn ihr Ziel ist in den seltensten Fällen primär die Nahrungsaufnahme, sprich: das Fressen der Maus. Nein, sie hat richtig Spaß beim Töten und zelebriert das. Immer wieder lässt sie die Maus scheinbar entkommen, gibt sie frei, nur um sie gleich wieder zu fangen. Sie wirft sie in die Luft, wälzt sich auf ihr herum und schiebt sie genüsslich von rechts nach links. Wenn es der Katze dann irgendwann zu langweilig wird, erlöst sie die Maus mit einem Biss und frisst sie. Es kann aber Minuten dauern, bis sie den Spaß an ihrer Beute verliert.

Ich liebe meine Katze, aber wenn ich sie bei diesen Aktionen beobachte, verachte ihr jedes Mal ihr sadistisches Vergnügen, das sie offenbar beim Töten hat. Dann ist sie kein schmusebedürftiges Kuschelkätzchen, sondern eine eiskalte und berechnende Killermaschine. Klar, sie ist nur ein Tier und dieses Verhalten ist ihr angeboren, aber es ist wirklich brutal und herzlos.

Vielleicht habe ich darum im ersten Moment so meine Probleme mit der Jahreslosung für 2019 aus Psalm 34: „Suche Frieden und jage ihm nach“.
Jagen ist für mich keine friedliche Beschäftigung, keine versöhnende und liebevolle Tätigkeit. Wer auf der Jagd nach etwas ist, möchte es besitzen, sich einverleiben, sein eigen nennen. Dabei fragt der Jäger seine Beute nicht um Erlaubnis, sondern er legt sich auf die Lauer und nimmt sich, was er möchte.
Dieses Verhalten kennen auch die Schnäppchenjäger unter uns. Aldi, Lidl, H&M und wie sie alle heißen, haben etwas ganz Besonderes im Angebot- Markenklamotten, eine nachgemachte Küchenmaschine, irgendein ganz besonderes Schnäppchen. Dann stellen sich, meistens Frauen, schon lange vor den Öffnungszeiten der Geschäfte vor die Tür, übernachten im Extremfall sogar auf dem Parkplatz, nur um die ersten zu sein, die ihre Beute erlegen und eins der begehrten Schnäppchen ergattern können. Auch dabei geht es wahrlich nicht friedlich zu, sondern mit Händen und Füßen, mit Ellenbogen und Rumgeschubse erkämpft sich jeder sein Exemplar. Da wird die liebste Oma zum bissigen Biest, der sanfteste Musiker zum brutalen Macho.

Dieses Verhalten ist wohl auch uns angeboren, noch tief in unseren Instinkten verwurzelt.
Als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, brachte jeder geschickte Fund und jede schlauere Verhaltensweise einen besseren Lebensstandard. Alles, was mit weniger Aufwand oder ohne das Leben zu riskieren, beschafft werden konnte, bedeutete mehr Sicherheit und ein gutes Gefühl zur Belohnung.
Dieses Belohnungssystem wird aktiviert, wenn ich eine Aktion durchführe, die mir scheinbar einen Vorteil gegenüber anderen verschafft und ich mich im Überlebenskampf durchsetzen kann.
Während also die Katze jagt, um zwar einerseits durchaus ihr Vergnügen, andererseits aber auch wirklich etwas zu fressen zu bekommen, um zu überleben, jagen wir Schnäppchen lediglich für ein gutes Gefühl. Brauchen tun wir die wenigsten Konsumgüter und ob wir wirklich sparen, wenn die Supermärkte uns mit großen Versprechungen locken, ist die nächste Frage.

Bei allen Überlegungen bleibt bei mir hängen: „Jagen“ hat für mich wirklich nichts mit „Frieden“ zu tun.
Jagen ist brutal, hinterhältig und gemein. Jäger würden mir jetzt bestimmt widersprechen und ich bin sicher, dass es wichtig ist, dass es auch sie gibt, um ein Auge auf die Wildpopulation zu haben und hier ein Gleichgewicht zu schaffen. Was ich so fies finde ist aber, dass die Tiere keine wirkliche Chance haben. Sie wissen ja nicht mal, dass ihr Leben in Gefahr ist, dass da auf dem Hochsitz einer lauert, der nur auf den richtigen Augenblick wartet, um zu schießen und sie zu töten.
„Suche Frieden und jage ihm nach“. Weil ich damit also erstmal nichts anfangen konnte, hab ich mir den Zusammenhang angeschaut, in dem die Jahreslosung steht. In diesem 34. Psalm, wir haben vorhin einen Teil davon gebetet, beschreibt David, wie Gott sich kümmert um die Menschen, wie er für sie da ist und ihnen hilft:

„Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not. Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. “

Das ergibt dann für mich mehr Sinn:

„Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“

Zum Frieden gehört es wesentlich dazu, vom Bösen abzulassen- die Waffe aus der Hand zu legen, das Kriegsbeil zu begraben, die Hand zur Versöhnung zu reichen, aufhören, schlecht über jemanden zu reden, den ersten Schritt auf den anderen zuzumachen. Hierbei dem Guten nachzujagen, sich also eilig und eifrig auf die Suche danach zu machen, ist ja nicht verkehrt. Die Losung spornt uns dazu an, selbst aktiv zu werden. Suchen und jagen sind keine passiven Tätigkeiten vom heimischen Sofa aus. Nein, wir sollen raus gehen und uns mit Feuereifer wie die Katze auf die Lauer legen und mit großer Geduld und viel Ausdauer dem Frieden hinterher laufen, bis wir ihn gefunden haben. Das kann freilich dauern und wird in vielen Fällen kompliziert sein. Wir müssen nicht mit dem Weltfrieden anfangen, sondern können das erstmal in unserem eigenen Umfeld versuchen. Gibt es da vielleicht eine Arbeitskollegin, mit der ich schon länger Probleme habe und permanent streite? Eskaliert es in der Familie zwischen den Eltern und ihrem pubertierenden Kind fast jeden Tag? Kriselt es in der Partnerschaft und kochen hier Konflikte immer wieder hoch? Klappt es mit dem Nachbarn nicht, weil da zu viele Missverständnisse entstanden sind? Krisenherde und Kriegsschauplätze gibt es nicht nur in Syrien oder Afghanistan, sondern da kann jeder von uns ein Beispiel nennen.

Die Jahreslosung will uns ermutigen, vom Bösen abzulassen und auf die Jagd nach Frieden und dem Guten zu gehen. Wenn wir ihn dann gefunden haben, sollen wir ihn aber nicht selbst als Beute behalten, sondern mit anderen teilen. Wenn ich mich mit der Arbeitskollegin versöhnt habe, kann ich an die nächste Baustelle gehen. Wenn Eltern und Kinder einen gemeinsamen Weg finden, ordentlich miteinander umzugehen, kann das ein Vorbild für anderen sein. Wenn ein Paar lernt, tolerant und achtsam mit dem Partner zu sein, kann das auch auf ihre Umwelt abfärben. Wenn Nachbarn ihr Kriegsbeil begraben, kann ein friedliches Zusammenleben entstehen, das auch für alle anderen Nachbarn das Leben leichter macht. Frieden kann man nicht erlegen und damit spielen, wie es die Katze mit der Maus macht- Frieden vermehrt sich, wenn wir ihn in unser Leben integrieren und als Grundhaltung annehmen:

„Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! “

Ich wünsche uns allen für 2019, dass es uns immer wieder im Kleinen und vielleicht auch im Großen gelingen wird, Frieden zu schließen und all das Gute in unser Herz und unser Leben zu lassen, das Gott uns schenken wird.

Pfrin Janina Kuhn, Neunkirchen am Potzberg

Psalm 34 – Unter Gottes Schutz

Von David, als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech und dieser ihn vertrieb und er wegging.
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!
Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
Reiche müssen darben und hungern; aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren.
Wer ist’s, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte?
Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!
Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not.
Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

Jahreslosung im Verlag am Birnbach (www.verlagambirnbach.de) – Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

Jahreslosung im Verlag am Birnbach – Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen