Eine Traube macht noch keinen Wein – Jubilate 03. Mai 2020

Gottesdienst am 03. Mai 2020 zum Sonntag Jubilate



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Wer möchte, kann zu Beginn eine Kerze anzünden

Liebe Leserin, lieber Leser,
heute ist der Sonntag „Jubilate“, „Jauchzet“.
Der Name kommt aus Ps 66, dort heißt es: „Halleluja! Jauchzet Gott, alle Lande, Halleluja! Lobsinget zur Ehre seines Namens! Halleluja!“

Wir beten: Gott, ich bin hier/ wir sind hier, allein und doch durch deinen Geist alle miteinander verbunden. Letzte Woche haben wir Bohnen und Nudeln gezählt und wissen, dass es jeden Tag etwas gibt, über das wir uns freuen können. Dafür danken wir dir und bitten dich auch weiterhin für viele kleine Freuden! Amen.

Predigt über Joh 15, 1-8: (hier gekürzt) Jesus sagt:

Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Winzer. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Liebe Leserin, lieber Leser,

zu dem heutigen Predigttext hat Julie Hausmann (1826-1901) ein Gedicht geschrieben. Vielen ist sie bekannt durch ein besonderes Lied im Gesangbuch: „So nimm denn meine Hände“, in dem sie wunderbare Worte dafür gefunden hat, wie Gott uns im Leben begleitet. Auch in ihrem Gedicht zum Weinstock hat sie sehr schöne Worte gefunden:

Geh’ ich des Weinstocks Blätter und Ranken
Ringsum in Gärten, in Tälern und Höh’n,
Wie sie im Winde grüßen und schwanken,
Hab’ ich so meine eig’nen Gedanken,
Glaub’ ernste Fragen daraus zu versteh’n:

„Bist du auch eine der grünenden Reben,
Die an dem Weinstock nicht bloß zum Schein
Lose von außen nur haften und kleben?
Ziehst du aus Ihm allein Kräfte und Leben?
Bist du im Geist und Wahrheit auch Sein?

Läßt du von unnützen, schädlichen Trieben
Willig und demütig stets dich befrein?
Bist du im Schmerz auch am Weinstock geblieben,
Brachtest du Früchte im Leiden und Lieben,
Deren sich Gott und die Menschen erfreun?

Bist du, seit deiner Erweckung zum Leben,
Täglich gewachsen an Leben und Kraft?
Ist dir geschehn, was verheißen den Reben,
Daß, was du batest, dir wurde gegeben,
Daß auf dem Flehn Er auch Wunder noch schafft?

Ach, diese weinlaub-gekröneten Höhen —
Greift ihre Sprache ins Herz nicht hinein?
Was ist an mir wohl von Leben zu sehen? —
Herr, mein Erbarmer, wie soll ich bestehen?
Pflanz’ in Dein Leben aufs Neue mich ein!

Bist du eine der grünenden Reben? Oder ist das bei dir mehr Schein als Sein? Momentan reden wir ja oft davon, wie wichtig es ist, als Gemeinschaft zusammen zu stehen, Rücksicht aufeinander zu nehmen, solidarisch zu sein. Im christlichen Sprachgebrauch könnte man das schlicht „Nächstenliebe“ nennen. Die brauchen wir aber nicht nur jetzt, sondern zu allen Zeiten.

Einer allein kann die Welt nicht retten, kann nichts ausrichten. Es kommt darauf an, dass wir es gemeinsam versuchen. Gerade von Politikern kennen wir das, dass sie oft leere Worte machen, Worthülsen und Sprichworte gebrauchen und letztlich nichts und null dahinter steckt. Es hat keine Substanz, wenn man da mal nachfragt und in die Tiefe geht. Nach außen hin ist so jemand eine grünende Rebe, tut etwas zum Wohl des ganzen Weinstocks, aber, wenn man genauer hinschaut, ist das bloß Fassade. Er „haftet nur lose von außen“, ist nicht wirklich verbunden und ist damit letztlich für eine kurze Zeit schmückendes Beiwerk, das aber bei der Ernte verworfen wird.

Jesus fordert uns in dem Predigttext dazu auf, uns ganz aktiv einzubringen, eben Früchte zu tragen und zwar solche „derer sich Gott und die Menschen erfreun“.

Jede und jeder kann das auf seine eigene Art und Weise tun. Jeder Verein, jede Kirchengemeinde, überall werden Freiwillige gesucht, die sich engagieren wollen und zum Wohl aller einbringen, die ein bisschen Lebenszeit opfern, um anderen eine Freude zu machen, um eben für die Gesellschaft etwas zu tun.

Eine einzelne Traube macht dabei aber noch lange keinen Wein. Wenn also immer weniger Menschen bereit sich, sich ehrenamtlich zu betätigen, kann daraus nicht viel Saft gewonnen werden, reicht es nicht für auch nur eine einzige Flasche Wein. Jede Traube, jede und jeder von uns kann etwas tun, egal wie jung oder alt man ist. Manchmal reicht es da schon, sich eindeutig gegen die „unnützen, schädlichen Triebe“ der Stammtischparolen zu äußern, die den Wein sauer machen würden, wenn z.B. mal wieder über DIE Ausländer geschimpft wird. Es geht Jesus um Toleranz, Respekt, Verständnis und Besonnenheit, nur daraus kann ein vollmundiger Wein mit Tiefgang werden.

Es kommt auf jeden einzelnen von uns an, wie der Jahrgang 2020 sich entwickelt und wir dürfen auf Gott hoffen, der als Winzer stets seinen Weinberg und somit uns alle im Blick hat.

Fürbitten:
In dir bleiben wollen wir bleiben, Jesus, die Kraft von dir bekommen und aus deiner Wurzel Stärke empfangen. Alleine kommen wir nicht weit, nur gemeinsam sind wir stark und können diese Welt verändern und so gestalten, wie du es möchtest: mit Nächstenliebe und Respekt, mit Mitleiden und in Achtsamkeit. Wir möchten reiche Frucht bringen, aber ohne dich können wir nichts tun. Gib du von deiner Kraft allen, die müde und erschöpft sind, die nachts vor Sorge nicht schlafen können, die einsam sind und sich nach Gesellschaft sehnen. Gib ihnen Mut und Hoffnung zurück. Denn wir alle sind wichtige Reben, jede einzelne Traube zählt vor dir und liegt dir am Herzen. Lass uns das spüren und berühre unsere Herzen. Bleib bei uns, denn ohne dich können wir nichts tun. Du bist der Weinstock, wir deine Reben. Amen.

Und gemeinsam beten wir weiter mit den Worten des Vaterunser:
Vater unser im Himmel…

Segen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir. Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und er gebe dir Frieden. Amen.

Die Kerze kann nun ausgepustet werden

Kurze Info aus dem Pfarramt

  • KEIN Gottesdienst in den Kirchen des Dekanats im Mai! Alle PfarrerInnen des Dekanats Kusel haben sich einstimmig dagegen entschieden, im Mai wieder Gottesdienst in den Kirchen zu feiern. Die Auflagen sind derart streng und mit so hohem Aufwand verbunden, dass es mit „Feiern“ nichts zu tun hat (z.B. kein Gesang, Abstand von mind. 2m untereinander, Kirche desinfizieren,…). Wie es im Juni weitergeht, ist noch lange nicht absehbar.
  • Die Glocken läuten jeden Sonntag von 10 bis 10:05 Uhr und täglich um 19:30 Uhr zum pfalzweiten ökumenischen Gebet.
  • Sie dürfen sich gerne im Pfarramt melden, wenn Sie mal mit jemandem sprechen möchten oder Hilfe brauchen!
  • Andacht auf dem Anrufbeantworter, täglich neu: 06322-988 35 01.
  • Seelsorge-Hotline des Dekanats Kusel, täglich von 8-12 und 16-22 Uhr: 06381-99 69 919.

Gott behüte Sie, bleiben Sie gesund!

Bildquelle:  www.gemeindebrief.de