Engel, Helfer in schweren Zeiten – Lätare 22. März 2020

Gottesdienst am 22.3.2020 zum Sonntag Lätare (Lesepredigt)

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Wer möchte, kann zu Beginn eine Kerze anzünden

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute feiern wir den Gottesdienst am Sonntag „Lätare“. „Lätare“ ist Latein und bedeutet: „Freut euch!“ Das ist aber etwas, das uns gerade besonders schwer fällt- sich freuen, worüber denn? Viel eher haben wir Angst, machen uns Gedanken, wie das noch alles weitergehen soll und vor allem, wie lange noch? Eine Antwort bekommen wir von keinem.

Wir beten: Gott, ich bin hier/ wir sind hier, allein und doch durch deinen Geist alle miteinander verbunden. Und so feiere ich, so feiern wir in deinem Namen Gottesdienst: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir lesen Worte aus Psalm 34:
Kommt, wir verkünden gemeinsam, wie groß der Herr ist! Lasst uns miteinander seinen Namen rühmen! Als es mir schlecht ging, rief ich zum Herrn. Er hörte mich und befreite mich aus aller Not.
Der Engel des Herrn lässt sich bei denen nieder, die in Ehrfurcht vor Gott leben, er umgibt sie mit seinem Schutz und rettet sie.
Erfahrt es selbst und seht mit eigenen Augen, dass der Herr gütig ist! Glücklich zu preisen ist, wer bei ihm Zuflucht sucht. Amen.

Predigt über Psalm 91,11 und 12

„Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Engel. Gottes gute Boten, sein Sprachrohr zu uns Menschen.
Sie sind da, um uns, hinter uns, über uns. Unsichtbar, lautlos, verborgen, stumm und still- aber doch mächtig und gewaltig.
Diese Engel können uns nicht vor dem Virus schützen. Aber vor der Angst.
Sie möchten uns die Angst nehmen und unsere Sorge vor dem, was uns schwer auf der Seele liegt.

Als Kind haben wir uns das mit den Engeln so vorgestellt wie auf den Bildern, die manchmal über unseren Betten hingen: Große, mächtige Wesen, die uns an der Hand nehmen und mit uns über schmale Brücken gehen, die über einen tosenden Fluss gespannt sind. Sie halten schützend ihre Flügel über uns, damit uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt. Sie stärken uns den Rücken, wenn wir mutlos sind. Mir hat ganz oft die Vorstellung geholfen, dass ich eben nicht alleine bin, sondern dass da noch irgendwas und irgendwer an meiner Seite ist. Unsichtbar zwar, aber doch da. Wenn es in den dunklen Keller ging oder eine düstere Straße entlang.

Die Worte aus Ps 91 werden gerne von Eltern als Taufspruch für ihre Kinder gewählt, weil sie einen verständlichen Wunsch ausdrücken: Gott trägt uns sanft auf seinen Händen und lässt uns fröhlich über Steine hüpfen und sorgt dafür, dass uns niemals etwas Schlimmes passiert und wir uns nicht verletzen. Aber so ist das nicht. Die Taufe ist keine Unfallversicherung, Gottes Engel ist kein verdecktes Schutzschild, das alles Böse, alle Viren vor uns fern hält. Schicksalsschläge, Sorgen, Kummer, schlimme Ereignisse gehören zu unserem Leben dazu, Gott bewahrt uns davor nicht.
Aber: Er schickt uns seine Engel, seine Begleitung, seinen Trost und lässt uns spüren, dass wir nicht alleine sind. Da ist jemand, irgendwas, irgendwer an unserer Seite, der mit uns geht, der durch alle Täler, durch alle Schatten mit uns wandert.

Bei Jesu Geburt waren sie auch da, die Engel und haben den Hirten Mut gemacht: „Fürchtet euch nicht!“
Und das sagen sie auch heute und hier zu dir, zu mir, zu uns allen: „Fürchtet euch nicht!“ Ja, wir wissen nicht, was noch kommen wird, momentan sind wir sprachlos und hilflos, verwirrt und unsicher. Da liegt uns die Furcht näher als „Lätare“, als die Freude. Doch der Satz der Engel zählt gerade jetzt: „Fürchte dich nicht! Gott ist da.“ Das sehen wir so deutlich in der neuen Solidarität, die es überall gibt. In jedem unserer Dörfer hier gibt es Menschen, die anbieten, einkaufen zu gehen, Besorgungen zu machen. Menschen, die ihre Telefonnummer weitergeben und sagen: Ruf an, wenn du reden willst. Menschen, die in Krankenhäusern, Laboren und Fabriken Tag und Nacht für uns arbeiten, um unsere Versorgung sicher zu stellen. Das sind die Engel von 2020. Und es sind so viele.

Fürchte dich nicht- du bist nicht allein! Wir lassen dich nicht im Stich, Gott lässt dich nicht im Stich. Mitten in der Angst finden wir sie, die Engel. Denn- es müssen nicht immer Männer mit Flügeln sein oder goldlockige Knaben mit glockenhellen Stimmen. Du kannst ein Engel sein oder heute oder morgen einem begegnen. Fürchte dich nicht, halte deinen Augen offen, dann kannst du Gottes Boten sehen- gerade in dieser Zeit!
Gott wird dich weiterhin behüten und hat dich im Blick, damit du ihm nicht verloren gehst.
Gott segne dich und sende dir seine himmlischen Helfer, wenn du sie brauchst. Amen!

Fürbitten: Jetzt, mein Gott, brauchen wir deine Engel. An unserer Seite und um uns herum. Denn wir brauchen Mut. Und Phantasie. Und Zuversicht. Darum: Sende deine Engel.
Sende sie zu unseren Kranken, zu allen, die sich Sorgen machen.

Sende deine Engel zu allen ÄrztInnen und PflegerInnen, zu den Rettungskräften, zu den VerkäuferInnen und allen, die sich um uns mühen und sorgen.
Sende deine Engel zu den Verantwortlichen in Gesundheitsämtern und Einrichtungen, in Politik und Wirtschaft. Lass sie Wege finden, gut mit dieser Krise umzugehen und steh ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Jetzt, mein Gott, tun uns die Engel gut. Du hast sie schon geschickt. Sie sind ja da, um uns herum. Diese Gewissheit kann uns helfen und uns trösten. Jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Wir beten das Vater unser: Vater unser im Himmel…

Segen: Der Herr segne dich, wo dein Weg ins Dunkle führt
und behüte dich, auch wenn du dich von ihm abwendest. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir, damit du erkennst, was du tust. Der Herr erhebe sein Angesicht über dich, damit du in ihm findest, was du suchst, und er gebe dir Frieden. Amen.

Wer die Kerze angezündet hat, kann sie nun auspusten.

Kurze Info:
Diese Lesepredigt wurde an alle „regelmäßigen“ Kirchgänger verteilt- wenn Sie noch jemanden wissen, der sich darüber freuen würde, sagen Sie bitte Bescheid und geben Sie die Predigt gerne auch weiter. Die Glocken läuten jeden Sonntag von 10-10.05 Uhr in allen 3 Kirchen, ich werde dann ein Vaterunser beten, vielleicht möchten Sie sich dem zuhause ja anschließen. Sie dürfen sich gerne im Pfarramt melden, wenn Sie mal mit jemandem sprechen möchten oder Hilfe brauchen- Ihre Kirche möchte für Sie da sein. Gemeinsam stehen wir das durch! Gott behüte Sie, bleiben Sie gesund!

(c) Nahler, https://gemeindebrief.evangelisch.de