Predigt an Weihnachten 26.12.2020

Liebe Gemeinde,

heute gibt es mal ein kleines Rätsel. Dieses Quiz spiele ich auch immer mit den Konfis und es ist wirklich nicht leicht.
Es gibt in der Bibel 2 Weihnachtsgeschichten, eine bei Lukas und eine bei Matthäus- im Gottesdienst lesen wir meistens nur die von Lukas, aber in unserer Vorstellung vermischen sich beide, das werdet ihr dann später sehen.
Ihr habt alle eine Karikatur von Tiki Küstenmacher bekommen und sollt mal ankreuzen, was denn wirklich in den beiden Weihnachtsgeschichten der Bibel steht. Also wortwörtlich in der Bibel steht, nicht, was dazu gedichtet wurde.
Dafür bekommt ihr 2 Minuten Zeit.

(c) Werner Tiki Küstenmacher

…Dann starten wir mal mit der Auflösung Teil 1 und ich lese die Weihnachtsgeschichte nach Lukas:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.
Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.

Richtige Kreuzchen müssten also sein bei: Kaiser Augustus, Statthalter Quirinius, Windeln, Krippe, Herberge, Hirten, Hürden.
Jetzt sind auf dem Bild ja aber noch etliche andere Dinge drauf, die wir von jeder Krippe her kennen, die Heiligen 3 Könige zum Beispiel. Ob die wirklich in der Bibel stehen? Ich verrate es direkt schon mal: Nein, wer hier ein Kreuz gemacht hat, hat das leider falsch. Aber hören wir, was Matthäus schreibt in seiner Weihnachtsgeschichte:

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und schickte die Weisen nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.
Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Dort fanden sie das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Ein Kreuzchen müsste jetzt noch sein bei Weihrauch und Stern.

KEIN Kreuzchen bei Wirt, Kamel, Esel, Vollmond, Haus, Hahn, Ochse, Hirtenhund, Kaiser Nero, Hebamme, Maus, Stroh, Teppich und eben 3 Könige.

Ich gehe davon aus, dass jetzt ein bisschen Verwirrung herrscht und fange mal mit der Auflösung an, warum viele der Dinge ohne Kreuzchen trotzdem ihren Weg in unsere klassischen Krippen gefunden haben.

Beginnen wir mit den 3 Hlg Königen, die wir doch sogar mit Namen kennen: Kaspar, Melchior und Baltasar. Die Bibel redet nicht von Königen und nicht von 3, sondern Matthäus bezeichnet sie als „Weise aus dem Morgenland“, wörtlich: Magoi, als Magier, Sterndeuter. Nachdem Jesus aber 3 Geschenke bekommen hat, ist man irgendwie automatisch davon ausgegangen, dass es 3 Männer sind, symbolisch auch zur Dreifaltigkeit. Vermischt hat sich mit der Geschichte auch Psalm 70, dort steht: „Die Könige von Tarschisch bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben“ und zack, wurden aus den Weisen im Volksmund auf einmal Könige. Anfang des 6. Jh.s bekommen diese 3 dann auch eigene Namen und erst seit dem 12. Jh. wird einer mit schwarzer Hautfarbe dargestellt.

Weiter geht’s mit dem Wirt. In jedem Krippenspiel gehört der grimmige, schlecht gelaunte Hotelbesitzer dazu, der Maria und Joseph die Tür vor der Nase zuschlägt. Erwähnt wird er in der Bibel aber nicht.
Auch eine Hebamme hatte Maria wohl nicht, sie hätte als Ortsfremde in Bethlehem ja auch gar nicht gewusst, wo da eine Hebamme wohnt und darum hat die Mutter Gottes die Geburt zusammen mit Joseph alleine gestemmt.
Das Stroh, das in unseren Krippen liegt, steht so auch nicht im Originaltext. Wir kennen es dafür aber aus den Weihnachtsliedern: „Da liegt es das Kindlein, auf Heu und auf Stroh, Maria und Joseph betrachten es froh“. Nachdem Jesu Wiege jetzt ein ganz normaler Futtertrog war, gehen wir davon aus, dass Maria statt einer neuen Matratze die Krippe mit ein bisschen Stroh ausgepolstert hat, weil das einfach da war, damit ihr Baby weicher liegt.
Nirgends steht übrigens explizit das Wort „Stall“. Das ist eine reine Interpretation, weil Maria Jesus eben in eine Krippe legt und so etwas steht nur in Ställen.

Beliebt als Figuren sind Ochs und Esel und Kamel, aber die kommen in der Bibel auch nicht vor. Da man davon ausging, dass die Weisen aus dem Morgenland nicht zu Fuß unterwegs waren und Kamele das damals übliche Transportmittel, darf man sie aber getrost stehen lassen.
Interessant wird es bei Ochs und Esel. Zunächst ging man mal davon aus, dass eine hochschwangere Frau nicht einfach so die 160km von Nazareth nach Bethlehem laufen kann, 1 Woche mindestens war man für diese Strecke unterwegs. Teure Kamele hatte ein Zimmermann aber mit Sicherheit nicht, da bleibt also als Lasttier nur ein Esel übrig und der musste ja auch irgendwohin, darum war er mit ziemlicher Sicherheit live bei der Geburt dabei und hat sich seinen Futtertrog mit Jesus geteilt.
Es gibt aber auch einen Bezug zum Alten Testament. Jesaja schreibt: “Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis” (Jes 1,2-3). Dieser Satz bedeutet: Die Tiere wissen, wohin sie gehören. Sie sind klüger als sie eingeschätzt werden und allemal klüger als wir Menschen, als das Volk Israel. Nehmt sie euch zum Vorbild.
Auch diese beiden dürfen also gerne Teil der Krippe bleiben.

Gibt es denn jemanden hier, der alles, wirklich alles richtig hat?

Das hätte mich, ehrlich gesagt, auch gewundert. Denn auch wenn wir alle Jahre wieder die Weihnachtsgeschichten hören, vergessen wir den genauen Wortlaut oder hören auch manchmal nur das, was wir hören wollen.
Genau darum ist es aber so wichtig, dass wir uns jedes Jahr neu daran zu erinnern versuchen, was eigentlich an Weihnachten passiert ist, warum wir frei haben, gut essen und trinken und an andere denken und ihnen Geschenke machen.
Wir können diese frohe Botschaft gar nicht oft genug hören, die uns da erzählt wird: Gott hat seinen eigenen Sohn in diese Welt geschickt, nicht in den Königspalast von Herodes, nicht ins kaiserliche Anwesen von Augustus, sondern in den kleinen Stall von Bethlehem. Damit er am eigenen Leib erfahren kann, wie es ist, wahrer Mensch zu sein und uns besser verstehen lernt. Eine wunderschöne Geschichte, die mit vielen Legenden ausgeschmückt und erweitert wurde, aber, das besondere ist eben auch: Jesus hat wirklich gelebt, er hat nachgewiesen viele unglaubliche Dinge getan, das müssen sogar die größten Skeptiker anerkennen. Ob da jetzt 3 Könige und ein Ochse an seiner Krippe standen oder das irgendwie anders war bei der Geburt, spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Was wortwörtlich stimmt und zählt: Jesus Christus ist einer von uns geworden und für uns gestorben. Nicht nur allgemein gesprochen, sondern ganz konkret: für dich und mich, weil jede und jeder ihm wichtig ist.

Es fehlen also noch 2 Krippenfiguren von hoher Bedeutung an der Krippe:

du und ich.

Stellen wir uns dazu und feiern wir mit allen gemeinsam die Geburt unseres Bruders und Erlösers Jesus.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

(c) Pfrin Janina Tamm, Pfarrei am Potzberg