Durch Zufall – genauer gesagt durch einen Facebook-Beitrag des Autors Lorenz Meyer – bin ich auf diese Buch mit dem skurrilen Titel gestoßen. Der Klappentext (siehe Kasten unten) lässt nochmals neugierig werden.
“Ein unglaubliches Projekt und eine unglaubliche Herausforderung” nennt es Lorenz Meyer auf seiner Facebook-Seite – ob das wohl gelungen ist?
Mein Resumée vorweggenommen: Ja
Eine klare Empfehlung …
- für vorweihnachtliche Seniorencafés,
- für Kinder- und Jugendgruppen,
- zum Vorlesen unter’m heimischen Weihnachtsbaum (aber erst NACH dem Original https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/LUK.2 und bevor Baum oder Stimmung kippt…),
- zum Kredenzen vor der Weihnachtsgans statt Vorspeise – und das Gespräch bei Tisch ist gesichert.
Das Büchlein ist auch hervorragend geeignet zum Selbststudium für’s Abtauchen in ein beruhigendes, manchmal auch irritierendes, in jedem Fall anderes Weihnachten ohne Glitzer und Geschenkestress.
Der wunderbare – vom Autor durchaus beabsichtigte – Nebeneffekt ist: Man lernt eine Menge über alte und neue Literatur. Kleine Abschnitte am jedem Kapitelende bringen ein paar Details zu den Schriftsteller/innen und Dichtern, denen Lorenz Meyer die Worte in den Mund gelegt hat. Das lässt nochmals neugierig werden – und den Gang ans Bücherregal oder in die Buchhandlung antreten.
Aber Vorsicht – bevor Sie eine Geschichte beim Kaffeekränzchen zu Gehör bringen, lesen Sie diese besser zuerst selbst und ohne Zuhörer. Nicht jede Geschichte ist für sensible Gemüter geeignet.
Mehrmals wird in düsterer Atmosphäre gar grausam gemeuchelt oder man findet sich in einem römischen Bordell für spezielle Vorlieben wieder. Sehr vergnüglich hingegen ist die Vorstellung, wie Paul (nein, nicht Jesus, keine Namensverwechslung…) im Zirkus Zaubertricks wie die Brotvermehrung vorführt oder sich mit YouTube-Challenges à la “Wasser in Wein” amüsiert.
Meine Lieblingsgeschichte ist nach Kurt Tucholsky. Sie kommt ganz ohne Jesus aus und ist mit “Ratschläge für schlechtes Vergeben” überschrieben.
“Wie Jesus das Lübecker Marzipan erfand”, Rowohlt Taschenbuch
17.09.2024, 224 Seiten
ISBN: 978-3-499-01543-4
Druckausgabe 13,00€, e-book 9,99€
Vielen Dank an den Rowohlt-Verlag für das Rezensionsexemplar! Auf www.rowohlt.de finden Sie eine Leseprobe sowie Details zum Autor (nach “Lorenz Meyer” suchen).
Zwei Exemplare können gerne ausgeliehen werden (Pfrin Küttner und Doris Bertges, Kontakt im Impressum).
P.S.: Ein Rätsel bleibt – ob ChatGPT bei der Umsetzung des Projekts eine Rolle gespielt haben könnte? Bei einem kurzen Chat mit dem Autor habe ich mich nicht getraut diese Frage zu stellen. Sei’s drum. Auf diese kuriose Projektidee muss man erst mal selbst kommen – und ich habe jedenfalls keine typischen “KI-bugs” gefunden. (DB)
Der Klappentext
Die Weihnachtsgeschichte 24-mal neu erzählt – frei nach Thomas Mann, Astrid Lindgren, Mark Twain, Agatha Christie, Paulo Coelho, Simone de Beauvoir u.a.
Wer eine unkonventionelle und kreative Interpretation der biblischen Weihnachtsgeschichte lesen will, sollte zu diesem Buch greifen:
Der Satiriker Lorenz Meyer versetzt die Geschichte über die Geburt Jesu in das literarische Setting bekannter Autor:innen.
Er imitiert ihren Stil und haucht der altbekannten Erzählung mit viel Raffinesse und feinsinnigem Humor neues Leben ein.
So wird jede Geschichte zu einer überraschenden Entdeckungsreise, die sowohl die Originalwerke als auch die Weihnachtsgeschichte in einem neuen, unterhaltsamen Licht erscheinen lässt.
Besser kann Weihnachten nicht mehr werden.
Text erschienen im Senfkorn Nr. 6