Brandbrief – Andacht zur Wiedereröffnung Mühlbacher Kirche 27.09.2020

Andacht zur Wiedereröffnung der Mühlbacher Kirche am 27. September 2020

Sprüche 24:3

Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten.

Liebe Gemeinde,

Mühlbacher Kirche

die Mühlbacher haben diese Kirche einst mit eigenen Händen und unter hohem persönlichem Einsatz gebaut. Lange haben sie den jeweiligen Pfarrern in den Ohren gelegen, dass sie nicht immer nach Theisbergstegen in die Peterskirche pendeln möchten, sondern sich ein eigenes Gotteshaus wünschen. Doch es waren harte Zeiten, die 1920er und 1930er: viele haben ihre Jobs verloren und um das nackte Überleben gebangt- da war finanziell überhaupt kein Gedanke an den Bau einer Kirche möglich. Fast 2 Jahrzehnte hat es darum dann gebraucht, bis aus diesem Traum Wirklichkeit geworden ist.


Die Mühlbacher haben tatkräftig angepackt und den Platz, auf dem die Kirche steht, selbst von Schutt und Geröll befreit. Der Architekt Otto Stahl bezifferte die Kosten für den Bau auf 33.000-34.000 Mark. 1933 wurde mit den Maurerarbeiten begonnen, die Mühlbacher arbeiteten den Handwerkern fleißig zu, auch Frauen und Kinder haben es sich nicht nehmen lassen, einen Beitrag zu leisten und zu helfen. Am 7. Oktober 1934 konnte die Kirche dann schließlich feierlich eröffnet und eingeweiht werden. Seit 1997 begleitet die Koenig-Orgel, die 137.000 DM gekostet hat, die Gottesdienste. In den 1980er Jahren musste renoviert werden, die Kosten lagen damals bei über 220.000 DM und 1987 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden. Nach über 30 Jahren war jetzt erneut eine Renovierung fällig, der Salpeter hat die Wände im Altarraum und im Seitenschiff stark befallen und auch am Portal hat deutlich der Zahn der Zeit genagt. Doch leider waren und sind die finanziellen Mittel der Mühlbacher Kirchengemeinde so eingeschränkt wie schon zu Anfang des 20. Jhs. Und wir konnten längst nicht alles umsetzen, was wir gerne getan hätten.

Nichtsdestotrotz sind wir stolz, heute ein wirklich schönes Ergebnis präsentieren zu können, auch aufgrund der vielen Geldspenden aus Mühlbach- hier kamen über 2000€ zusammen und wir danken den Geberinnen und Gebern wirklich von ganzem Herzen.


Gimsbacher Barockkirche

Unseren Kirchen in Gimsbach und Mühlbach stehen gut da. Mühlbach wurde gerade frisch renoviert für 10.000€ und in Gimsbach haben wir ganz neu eine Lüftungsanlage einbauen lassen, um Schimmelbefall an der Orgel und dem Gebäude zu verhindern. Den steinernen Mauern in unseren Orten geht es also prima.

Anders sieht es leider aus mit der aus Menschen bestehenden Kirche-der Gemeinde.  Für die Presbyterwahlen im November gibt es in Gimsbach nur 1 einzige Kandidatin und auch in Mühlbach fehlen immer noch 2- eine Wahl kann so nicht stattfinden und das bedeutet letztlich den Tod der Kirchengemeinden Gimsbach und Mühlbach.

Barockkirche Gimsbach

Ohne Presbyterium ist eine Gemeinde nicht handlungsfähig, es darf wirklich überhaupt kein Geld ausgegeben werden für die Gemeindearbeit, Seniorennachmittage können nicht mehr stattfinden, für die Konfirmationen und Jubelkonfirmationen gibt es keine Urkunden und Anstecker mehr, es ist keine Kinder- und Jugendarbeit möglich, es dürfen keinerlei Anschaffungen gemacht werden für die Kirche und das Pfarrhaus, Briefkastengottesdienste wie jetzt während Corona können nicht bezahlt werden.

Osternacht

Wenn sich keine Matzenbacher, Gimsbacher, Eisenbacher und Mühlbacher finden, die sich für ihre Kirchengemeinde, für ihr Gebäude, für ihre Mitmenschen engagieren möchten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Gemeinden aufgelöst und von Menschen aus anderen Orten verwaltet werden. Ob und wie lange dann in diesen Kirchen oder im Pfarrhaus noch regelmäßig Gottesdienst gefeiert werden kann und ob überhaupt noch ein Gemeindeleben möglich sein wird, ist äußerst fraglich. Und ich rede nicht davon, dass dies irgendwann passiert, sondern so weit wird es schon 2021 sein, wenn sich jetzt keine Kandidaten fürs Presbyterium finden. Das ist keine Schwarzmalerei oder Zukunftsmusik, sondern das ist leider die Realität.

Ich rufe alle Eisenbacher, Gimsbacher, Matzenbacher und Mühlbacher dazu auf: eure Vorfahren, eure Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten haben die Mühlbacher Kirche gebaut, haben sich engagiert für IHRE Gimsbacher Barockkirche, für diesen Ort, als geistige Heimat für alle, die hier wohnen. Tretet ihr Vermächtnis nicht mit den Füßen, ignoriert ihre damalige großartige Leistung nicht, sondern helft dabei mit, dass es noch lange eine Gimsbacher und eine Mühlbacher Kirchengemeinde gibt.

(Hier sitzen jetzt leider die falschen Ansprechpartner, aber vielleicht könnt ihr diese Botschaft in eurer Nachbarschaft und eurem Umfeld erzählen)

Im Buch der Sprüche steht: „Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten. “ (Spr 24,3).

Mit Verstand, mit Engagement und Spaß und Freude kann dieses Haus erhalten werden, aber dazu braucht es Menschen, die das auch wollen und ihren Teil dazu beitragen.

Bis zum 4. Oktober haben wir noch Zeit, also genau noch 1 Woche. Jetzt also, in diesen 7 Tagen entscheiden die Eisenbacher, Gimsbacher, Matzenbacher und Mühlbacher selbst darüber, ob wir die schönen Kirchen zu Grabe tragen müssen oder ob wir im frisch renovierten und belüfteten Haus gemeinsam etwas Neues auf die Beine stellen können.

Amen.

Andacht (c) Pfrin Janina Tamm

Layout D.Bertges