Helfen oder helfen lassen? – 13. So nach Trinitatis 06.09.2020

Gottesdienst am 13. Sonntag nach Trinitatis am 06. September 2020

© Pfarrei am Potzberg, Pfrin Janina Tamm


Download Podcast (MP3)
Download Lesepredigt als PDF als Word DOCX

Wer möchte, kann zu Beginn eine Kerze anzünden

Liebe Leserin, lieber Leser,
das heute ist der letzte Briefkastengottesdienst, ab 20.9. startet wieder der reguläre Gottesdienstbetrieb, mit kleinen Ausnahmen. Ich freue mich, wenn wir alle uns wieder in unseren schönen Kirchen begegnen.

Wir beten: Gott, ich bin/wir sind hier, allein und doch durch deinen Geist alle miteinander
verbunden. Amen.

Predigt: Apg 6, 1-7 (gekürzt)

In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger in Jerusalem zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. Da riefen die zwölf Apostel alle zusammen und sprachen: Ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst. Wir Apostel aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. Und die Menge wählte Stephanus und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus.

Liebe Leserin, lieber Leser,
die Apostelgeschichte berichtet davon, dass die Jerusalemer Gemeinde wächst, jeden Tag bekehren sich Menschen und werden zu Christen: volle Gottesdienste, Gemeinderäume, die aus allen Nähten platzen. Zu dieser großen Gemeinde gehören auch Witwen, die ursprünglich aus
Griechenland kommen, ausgewandert sind nach Israel und deren Männer mittlerweile verstorben sind. Normalerweise waren in so einem Fall dann die Familien der Frauen für deren Versorgung zuständig, aber die waren ja weit weg in Griechenland. Die Witwen hatten aber Glück, denn damals gehörte zu einer Gemeinde nicht nur der Sonntagsgottesdienst oder der monatliche Seniorennachmittag. Die Christen haben sich täglich getroffen, um miteinander zu beten, mehr über ihren Glauben zu lernen, sich auszutauschen und auch, um zusammen zu essen. Männer, Frauen, Kinder, Sklaven und Sklavenbesitzer, Witwen, Waisen, Wohlhabende und Arme waren versammelt um einen Tisch, in einem Raum, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Die Witwen waren also zwar weit weg von ihrer Heimat, aber nicht allein und zu essen hatten sie auch. Doch wir lesen im Predigttext, dass scheinbar die hebräischen, einheimischen Witwen mehr bekamen als die Ausländerinnen, die wohl teilweise sogar leer ausgegangen sind. Das haben manche aus der Gemeinde als ungerecht empfunden und sind als Fürsprecher der Frauen zu den Aposteln gegangen. Diese wollten zwar nicht direkt eingreifen, weil sie eher für den geistigen Dienst zuständig waren („Gebet und Dienst des Wortes“), aber sie haben 7 Männer berufen, die sich um die praktischen und alltäglichen Probleme der Gemeinde kümmern sollten.

Ein ähnliches System wie es heute auch in einer Kirchengemeinde die Wunschvorstellung ist: die PfarrerInnen kümmern sich um den geistlichen Teil, die PresbyterInnen um den praktischen.
Angesichts der enormen Arbeitsbelastung eines Pfarramts ist es aber einem Presbyterium schon zeitlich gar nicht möglich, die PfarrerInnen umfänglich zu entlasten, zumal dieser Dienst ja ehrenamtlich ist und jede/r ein Privatleben hat. Doch genauso wie damals in Jerusalem werden heute solche Fürsprecher dringend gebraucht. Altersarmut und Vereinsamung von Witwen und Witwern, von alleinstehenden Menschen sind auch für uns ein Thema. Es kann nicht sein, dass denjenigen, die dieses Land mit aufgebaut haben und letztlich gesorgt haben für den Wohlstand heute, die Rente nicht reicht.

Es gibt zwar die Tafeln, die helfen, aber gerade die ältere Generation schämt sich oft, dieses Angebot anzunehmen, weil „es ja bestimmt andere gibt, die es nötiger haben als ich!“Niemand muss sich davor genieren, um Hilfe zu bitten, aber die Hemmschwelle ist doch oft sehr
hoch. Und in solchen Fällen muss es jemanden geben, der einen an der Hand nimmt und dabei unterstützt, diese Hürden abzubauen. Oft treten die Hilfesuchenden kaum in Erscheinung, wir übersehen sie, weil sie ja selbst stumm bleiben (wollen). Doch auch gerade sie sind Teil der Kirche, jede und jeder soll Heimat finden im Schiff, das sich Gemeinde nennt.

Am 1. Advent sind Kirchenwahlen, wir suchen neue PresbyterInnen, Menschen, die mit offenen Augen und Ohren durch ihre Gemeinde laufen und denen auffällt, wo etwas fehlt, wo etwas verändert werden kann, was gebraucht wird, wer die „Witwen“ unserer Tage sind, wen wir
vergessen haben im alltäglichen Trubel.
Ohne solche Fürsprecher, solche Anwälte für die, an die keiner denkt, ist eine Kirchengemeinde tot, nicht handlungsfähig. Wir suchen bis 4.10. Menschen, die mit uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Gemeinde wächst, statt zu schrumpfen, dass jede und jeder hier seinen Platz findet, egal wie alt, jung, reich oder arm. Werdet Fürsprecher, macht mit!

Fürbitten: Guter Gott, jede und jeder von uns ist einzigartig, du hast uns wunderbar geschaffen mit unseren Gaben und Talenten. Gib, dass wir uns mit diesen Stärken aktiv einsetzen für andere und so zum Segen werden. Schenke uns viel Liebe, um das Mögliche anzupacken. Schenke uns die Kraft, das Notwendige zu schaffen. Schenke uns den Mut, das scheinbar Unmögliche zu bewegen. Lass deine Gemeinden auch heute wieder wachsen und alle Altersgruppen in ihnen ein Zuhause finden.
Amen.
Vater unser im Himmel…

Segen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und er gebe dir Frieden. Amen.

Die Kerze kann nun ausgepustet werden

Infos aus dem Pfarramt

Die Glocken läuten jeden Sonntag von 10-10.05 Uhr und täglich um 19.30 Uhr, wer möchte, kann dann ein Vaterunser beten.

Pfarrerin Tamm hat Urlaub vom 5.-17.9. und danach finden wieder reguläre Gottesdienste statt, mit Ausnahme von Erntedank und Heiligabend. Bitte immer Mund-Nasen-Maske mitbringen. Nähere Infos im nächsten Potzberg-Bote, der Mitte September erscheint.

Am 20.9. ist um 9 Uhr Gottesdienst in Gimsbach und um 10.15 Uhr in Neunkirchen.
Am 27.9. wird die Mühlbacher Kirche nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen „neu“ eröffnet.
Um 14 Uhr, 14.30, 15 und 15.30 Uhr spielt Katja Abel jeweils 10minütige Orgelkonzerte und um 16 Uhr endet dieser „Tag der offenen Tür“ mit einer kurzen Andacht.

An Erntedank gibt es KEINE Gottesdienste aufgrund der mangelnden Sitzplatzkapazität in den Kirchen. Aber wir gehen in jeden Ort der Pfarrei und verteilen dort ein Abendmahl und einen Gottesdienst für Zuhause in der Tüte:

  • In Mühlbach sind wir am 4.10. am Pfarrhaus (Moorstr.52) von 10-10.30 Uhr und schenken allen, die kommen, eine solche Tüte mit besonderem Inhalt.
  • Am 11.10. sind wir mit derselben Aktion von 9-9.30 Uhr in Matzenbach/Eisenbach auf dem Spielplatz,
  • von 9.30-10 Uhr an der Gimsbacher Kirche,
  • von 10-10.30 Uhr am Jugendheim Neunkirchen,
  • von 10.30-11 Uhr in Oberstaufenbach am DGH
  • und von 11-11.30 Uhr am DGH in Föckelberg.

Die Tafelsammlung an Erntedank muss dieses Jahr leider ausfallen, aber wir haben bei der Aktion ein Kässchen dabei und wer möchte, darf gerne beim Abholen Geld für die Tafel in Kusel spenden.

Andacht auf dem Anrufbeantworter: 06359-95 352 92.
Seelsorge-Hotline des Dekanats Kusel, täglich von 8-12 und 16-22 Uhr: 06381-99 69 919.

Gott behüte Sie, bleiben Sie gesund!

Motivzeichnung (c) Werner “Tiki” Küstenmacher