OSTERN an der Wäscheleine – eine Weg-Meditation

Aktualisiert/erstellt am 25.04.2020/11.04.2020 (3978)

Gottesdienst an Ostersonntag + Ostermontag

Der heutige Gottesdienst ist keine klassische Predigt, sondern eine Weg-Meditation.
Wichtig hierfür ist: an die geltenden Maßnahmen halten! Nicht mit anderen verabreden! In der Öffentlichkeit sind Ansammlungen von mehr als zwei Personen verboten, es sei denn, es handelt sich um Angehörige einer häuslichen Gemeinschaft. Der Abstand untereinander muss mind. 1,5m betragen. Such dir also einen einsamen Weg, bleib, wenn möglich, in deinem eigenen Garten.

Ostergruß in Bild und Ton

von und mit Pfarrerin Janina Tamm aus dem Hof des Pfarramts in Neunkirchen:

Wer einen Facebook-Zugang hat kann auch hier anschauen: https://www.facebook.com/groups/pfarrei.am.potzberg/permalink/3023129297740469/

An Ostersonntag und Ostermontag ist eine Wäscheleinegespannt mit Postkarten dran 

  • an der Kirche Neunkirchen,
  • am alten Pfarrhaus in Mühlbach,
  • an der Kirche in Gimsbach,

auf die die Presbyter und Presbyterinnen Ostergrüße geschrieben haben. Nimm dir gerne eine Postkarte mit. Wenn du magst, schreib zuhause auch einen Gruß auf eine Karte und lass sie im Austausch an der Leine.
Such dir also einen schönen einsamen Weg und mach dich auf zu 5 Stationen.

Text zum Download als PDF

1. Station: Am Fenster/ auf dem Balkon/ der Terrasse/ im Garten

Sonnenaufgang in Neunkirchen (c) M.Rübel

Ich atme ein. Ich atme aus. Ich schaue in den Himmel. Stille. Ich sehe, wie die Welt erwacht. Ich sehe, wie das Licht aufbricht. Stille. Aus dem Dunkel erwacht das Licht. Erste Strahlen brechen durch. Vögel beginnen zu singen. Stille. Christus ist das Licht der Welt. Gott sei ewig Dank. Licht erwacht. Licht ist da. Licht vom Lichte. Ewiges Licht. Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Es ist Ostern. Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten und Zeiten. Aber vereint im Glauben. Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

2. Station: Gebet beim nächsten Halt

Gott. Ich bin hier. Und Du bist hier. Ich bete zu Dir.
Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt. Genau so.
Es ist Ostern! Ich bin hier. Und Du bist hier.
Das genügt.
Und ich bringe Dir alles, was ist. Stille.
Höre auf unser Gebet.
Amen.

Geh langsam weiter und such dir einen ruhigen Ort zur nächsten Pause.

3. Station: Der Stein

Bild von Capri23auto auf Pixabay

Sieh dich um und such dir einen Stein aus,
der auf dem Boden liegt. Nicht zu klein, nicht zu groß, nicht zu leicht, nicht zu schwer. Er sollte in eine Hand passen. Nimm diesen Stein mit auf deinen weiteren Weg. Schreib in Gedanken alles auf diesen Stein, was dich bedrückt. Was liegt dir schwer auf dem Herzen? Was belastet dich? Welche Sorgen und Ängste hast du? Wofür fürchtest du dich?
Denke beim Gehen über diese Fragen nach und halte dabei den Stein fest in einer Hand.

4. Station: Dein Stein und Jesu Stein

Der Stein in deiner Hand ist ganz warm geworden. Du hast ihn aufgeladen mit Energie, mit vielen negativen Gedanken, mit allem, was dir das Leben schwer macht. Halte den Stein nochmal ganz bewusst, drück deine Hand so fest um ihn zu, wie du es schaffst. Spürst du seine Ecken, seine Kanten, seine rauen Stellen? Nimm dir ruhig Zeit dafür. Das Drücken tut weh, es ist schmerzhaft, so wie deine Ängste deiner Seele weh tun.

(c) www.gemeindebrief.de

Große Angst, großen Kummer hatten die drei Frauen, die am Ostermorgen an Jesu Grab gekommen sind (s. Mk 16, 1-8). Sie haben ihn sterben sehen, seinen qualvollen Tod, sein Leiden, hautnah miterlebt. Hilflos standen sie unter dem Kreuz, es gab nichts, das sie für ihn hätten tun können. Doch wenigstens jetzt wollen sie ihm die letzte Ehre erweisen und seinen Leichnam waschen und salben, traditionell die Aufgabe der Frauen. Als sie schon unterwegs sind, fällt ihnen plötzlich der Stein vor Jesu Grab ein. Kein kleiner Kiesel, kein Ziegel, ein massiver mannshoher Koloss, der den Eingang zur Grabhöhle verschließt. Sie fragen sich erschrocken: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Alleine ist das unmöglich, sie würden das niemals schaffen. Ihr Gang war auch so schon schwer genug, jetzt wartete da auch noch ein gigantischer Fels, unüberwindbar. Ihr Herz wird mit jedem Schritt schwerer, sie werden mutloser und verzagter. Die Last des Steins erdrückt sie fast, sie sind voller Trauer und Kummer, wissen ohne Jesus weder ein noch aus. Wie soll es nur weitergehen? Sie haben den Mittelpunkt, das Zentrum ihres Lebens verloren. Angekommen am Grab sehen sie, dass der Stein auf die Seite gerollt wurde, der Zugang ist frei. Voller Angst, ganz vorsichtig und langsam betreten sie die Höhle.

Da sitzt ein weiß gekleideter Mann dort, wo eigentlich Jesus hätte liegen müssen und sagt: „Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Geht aber hin und sagt es seinen Jüngern und Petrus, dass Jesus vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“ „Fürchtet Euch nicht!“ Hallt es im Grab. Es hallt in den drei Frauen nach. Zitternd zuerst vor Staunen und erster ungläubiger Freude, dann immer fester. Kann es wirklich wahr sein? Kann es sein? Jesus – er ist auferstanden! „Fürchte Dich nicht.“ Hallt es in meinem Herz nach. Hallt es in die Küchen und Stuben und Videokonferenzen und Altenheime und Intensivstationen. „Fürchte Dich nicht.“ Der Himmel steht offen. Gott hat den Weg frei gemacht, er hat den Stein von deinem Herzen gerollt, er will deinen Sorgen und Ängsten die Macht nehmen, dein Leben zu bestimmen. Der Himmel steht offen, kein Stein steht zwischen dir und Gott.

Geh ein paar Schritte weiter, mit deinem Stein ganz fest in deiner Hand.

4. Station: Tausch

Der Stein, scharfkantig, eckig, mit Dellen und spitzen Stellen, hat dich nun eine zeitlang begleitet und ist aufgeladen mit deinen negativen Gedanken. Es ist jetzt an der Zeit, loszulassen. Ja, Kummer und Sorgen wirst du immer haben, sie sind immer Teil unseres Lebens, aber es ist auch wichtig, immer wieder zu versuchen, sie von unserer Seele Tür zu wälzen, ihnen ihre Kraft zu nehmen, ihre Macht über unser Leben. Wirf den Stein in deiner Hand weg, so fest du kannst, so weit es geht, schrei dabei, wenn du magst. Fürchte dich nicht, der Himmel steht dir offen!

Das befreit, das nimmt dir die Last vom Herzen. Du wirst den Stein noch eine ganze Weile spüren in deiner Hand, aber gleichzeitig wissen, er ist nicht mehr da, er kann dir dein Leben nicht mehr schwer machen. Denn du tauscht ihn jetzt aus. Pflück dir ein kleines Blümchen, egal welches. Merkst du, wie leicht es ist, fast nichts wiegt in deiner Hand? Wie zerbrechlich es ist, nicht so robust und voller Kanten wie der Stein? Denke mit der Blume in der Hand über alles Schöne, Fröhliche, Bunte und Lebendige in deinem Leben nach und mach dich weiter auf den Weg zur Kirche oder in Mühlbach zum Pfarrhaus.

5. Station: Kirche oder Pfarrhaus

Wenn du möchtest, stell dein Blümchen in die kleine Vase, die an der Kirche resp. in Mühlbach am Pfarrhaus steht (nimm es aber auch gern mit nach Hause) und bete:
Gott, Jesus Christus hat alle Steine, alles Schwere, alle Last von mir genommen und auf sich genommen.

Lass es mich spüren, dass du mein Leben leichter machen willst, lass für mich dein Licht freundlich scheinen und befreie mich von meinen Sorgen. Mach hell, was dunkel ist. Danke für alles Bunte in meinem Leben! Amen!

Gott verspricht uns durch Jesu Auferstehung: „Fürchte dich nicht, ich lass dich mit deinen Steinen nicht allein, sieh hin, ich schicke dir leichte Gedanken, hell und rein wie Blumen.“ Ostern ist ein fröhliches Fest, geh also mit einem Lächeln und schönen Gedanken im Herzen nach Hause.

An der Wäscheleine an der Kirche (bzw. am Pfarrhaus) nimm dir gerne eine Postkarte mit unseren Grüßen mit, häng deine eigene im Austausch hin, falls du deine mitgebracht hast.

Fürchte dich nicht, du bist nicht allein: Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden! Frohe Ostern!

Foto: Abschlussgottesdienst Deutscher Evangelischer Posaunentag.

Noch ein Hinweis: Im ZDF wird am Sonntag um 09:30 Uhr der Ostergottesdienst aus der Saalkirche Ingelheim am Rhein übertragen. Zum Abschluss, um 10:15 Uhr, ergeht der Aufruf zum Oster-Flashmob durch ganz Deutschland: Alle, die Stimme und/oder Instrument haben, sind eingeladen, vom Balkon oder Garten “Christ ist erstanden” zu singen oder zu spielen.  Näheres hier: https://www.pfarrei-am-potzberg.de/12-04-oster-flashmob/